„People Pleaser“ haben das dringende Bedürfnis, anderen Menschen zu gefallen. Sie nehmen die Bedürfnisse und Wünsche anderer wichtiger als die eigenen. So entstehen toxische Beziehungsmuster und eine anhaltende Vernachlässigung der eigenen Person, wodurch Betroffene wiederum daran gehindert werden, das Leben zu leben, das sie leben möchten.
Ich möchte dir heute erklären, wie People Pleasing entsteht und was du dagegen tun kannst.
Wie entsteht People Pleasing?
Wie viele Verhaltensmuster ist der Kern der Problematik auch hier in unserer Kindheit zu finden.
Der Wunsch, anderen zu gefallen und ihnen jeden Wunsch von den Lippen abzulesen, ist die Reaktion auf ein Trauma. Wer mit unberechenbaren Eltern aufwächst, lernt, dass es keine Sicherheit gibt. Um Probleme zu vermeiden und sich selbst zu schützen, lernen die Kinder, jede noch so kleine Stimmungsschwankung bei den Eltern wahrzunehmen. Dadurch geraten sie in einen ständigen Zustand der Wachsamkeit (in der Psychologie auch „Hypervigilanz“ genannt). Auch im Erwachsenenalter fällt es schwer, dieses Verhalten abzulegen.
Viele Betroffene lernen in jungen Jahren, dass es normal ist, mehr zu geben als zu bekommen. Sie übernehmen die Schuld für Unverschuldetes, setzen keine Grenzen und sind es gewohnt, Liebe oder Zuwendung nur gegen z.B. schulische Leistungen zu erhalten. Aus solchen Eltern-Kind-Beziehungen entstehen dann Erwachsene, die nie gelernt haben, ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen – geschweige denn durchzusetzen.
Wie fühlt es sich an, ein People Pleaser zu sein?
People Pleaser haben eine überzogene Angst vor Konflikten. Sie erhoffen sich, dass andere sie mögen und gut behandeln, wenn sie alles für sie tun. Sie verlieren sich selbst aus den Augen und sind immer beim gegenüber, wenn sie versuchen, zu beeinflussen, was diese über sie denken und für sie fühlen. Dadurch können sie eigene Bedürfnisse häufig gar nicht wahrnehmen oder verleugnen sie zumindest. Der Fokus liegt grundsätzlich auf dem Gegenüber.
Viele People Pleaser sind Perfektionist*innen mit einem stark ausgeprägten Verpflichtungs- und Verantwortungsgefühl.
Andere Menschen fühlen sich häufig sehr wohl in ihrer Gegenwart, da sie durch ihre Empathie und Hilfsbereitschaft auffallen.
Wie sind People Pleaser in Beziehungen?
Da das, was wir kennen, uns weniger Angst macht als Neues, entscheiden wir uns häufig für Partner*innen die diese ungesunde Eltern-Kind-Beziehung widerspiegeln; People Pleaser befinden sich häufig in Beziehungen mit Narzisst*innen oder Egozentriker*innen, deren Bedürfnisse sie rigoros befriedigen, um so wie in der Kindheit Zuwendung zu erhalten.
Viele suchen sich auch explizit Partner*innen aus, die sie „retten“ oder denen sie „helfen“ können, da ihr Selbstwert darauf basiert, gebraucht zu werden.
Es kann passieren, dass People Pleaser in Beziehungen bleiben, die sie eigentlich nicht wollen – aus Angst, der Partner / die Partnerin könne ohne sie nicht zurechtkommen.
Auch in gesunden Beziehungen kann es durch People Pleasing zu Problemen kommen: Nur selten teilen Betroffene ihre eigenen Bedürfnisse mit. Da sie um jeden Preis versuchen, die Wünsche des andere zu erfüllen, sind sie frustriert, wenn der Partner / die Partnerin nicht dasselbe bei ihnen macht und ihre Wünsche nicht erahnen kann.
Bin ich ein People Pleaser?
Kommt dir einiges davon bekannt vor? Stelle dir folgende Fragen, um herauszufinden, ob auch du ein People Pleaser bist – ob du das dann ändern möchtest ist natürlich ganz alleine deine Entscheidung.
Habe ich Angst, Menschen zu verlieren, wenn ich ihnen widerspreche?
Sage ich häufig ja, obwohl ich nicht möchte?
Erwarte ich eine Gegenleistung für meine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft? Wie fühle ich mich, wenn diese ausbleibt?
Wie kann ich aufhören, ein People Pleaser zu sein?
Der Schlüssel liegt in deinem Selbstwertgefühl, an dem du arbeiten darfst. Wieso haben andere es verdient, ihre Wünsche erfüllt zu bekommen – und du nicht?
1. Frage dich absolut immer: Möchte ich das wirklich? Bevor du zu etwas zustimmst, halte inne. Allein dieses Innehalten bringt dich bereits dir selbst näher. Anstatt direkt zu springen, weil andere etwas möchten, lernst du so, dir selbst zuzuhören und deine eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen.
2. Baue deinen Selbstwert auf anderen Eigenschaften als auf deiner Empathie und Hilfsbereitschaft auf, indem du andere Stärken kennenlernst. Frage hier auch gerne deine Freund*innen; ich bin sicher, die positiven Antworten werden dich überraschen! Und so kannst du lernen, dass du selbstverständlich auch etwas wert bist, ohne dich für andere aufzuopfern.
3. Tue Dinge explizit nur deshalb, weil sie dir Spaß machen. Je „nutzloser“ sie für deine Außenwirkung (z.B. Aussehen, Lebenslauf) sind umso besser. So lernst du, dein Wohlbefinden wichtig zu nehmen.
4. Erkenne deine Bedürfnisse und Ziele. Was möchtest du erreichen und was tut dir gerade gut? Wenn du darüber nachdenkst, kannst du besser „nein“ zu alledem sagen, was dich davon abhält.
5. Miste dein soziales Umfeld aus. Menschen, die nur fordern, rauben dir die Energie. Du musst nicht direkt alle Beziehungen zu solchen Menschen abbrechen, aber ich empfehle dir, sie zumindest mehr einzuschränken. Dann bleibt dir mehr Energie für deine eigenen Bedürfnisse.
6. Nein sagen. Der Klassiker. Jedes Ja zu etwas, das du nicht möchtest, ist ein Nein zu dir selbst. Wie du in vier einfachen Schritten lernen kannst, Nein zu sagen, habe ich für dich in diesem Blogbeitrag zusammengefasst.
Auf meinem Instagram-Account findest du auch einen kleinen übersichtlichen Beitrag zu diesem Thema.